Königliche Eisengießerei Berlin (1815)



Firmen-Geschichte

Zur Errichtung einer staatseigenen Eisengießerei nach dem Vorbild der ersten preußischen Eisengießerei im oberschlesischen Gleiwitz erwarb Preußen 1789 die Schleif- und Poliermühle an der Panke, heute Invalidenstraße Ecke Chauseestraße mitten in Berlin. Ab 1804 wurde der erste Schmelzofen in Betrieb genommen und in den folgenden Jahren u.a. Gewichte, Röhren, Walzen, Pochstempel, Kessel und Ketten sowie auch Brücken, Kriegsgerät und Denkmäler hergestellt.

Auch zwei Lokomotiven wurden hier gebaut, wobei dies die ersten auf europäischen Festland gebauten Lokomotiven überhaupt waren. Da es sich um Lokomotiven mit einem Zahnrad und Zahnstange handelte und in Berlin auf einem kleinen Rundkurs 1815 (also 20 Jahre vor Nürnberg-Führt) auch Vorführfahrten stattfanden, sollen hier auch diese beiden Maschinen aus den Anfängen der Lokmotiventwicklung beschrieben werden.

 

Die Zahnradlokomotiven

Johann Friedrich Krigar hatte 1814 in England die Zahnrad-Dampflokomotive von John Blenkinsop und Matthew Murray besichtigt, die heute als erste kommerziell erfolgreiche Dampflok überhaupt gilt. 1815 entstand unter Krigar´s Leitung in der Königlichen Eisengießerei in Berlin eine Kopie dieser Lok. Diese Maschine war auf einer Seite mit einem grossen Zahnrad versehen, welches schwichen die an den Schienen befestigte Köpfe starker Nägel eingriff. Sinn dieser Konstruktion war nicht das Überwinden einer Steigung, sondern die Erhöhung der Zugkraft der Lok. Auch wenn dies aus heutiger Sicht immer wieder von "Experten" belächelt wird, die Massnahme war die logische Folge aus der noch relativ geringen Leistung am Radumfang und dem geringen Gewicht dieser ersten Lokomotiven - und damit dem Fehlen der hohen Reibungskraft. Das Gewicht der Maschinen musste möglichst gering sein, da die damaligen Schienen noch weit entfernt von der Qualität waren, wie man sie heute kennt, und unter dem Gewicht der Lokomotiven zerbrachen.

Der Erfolg wie den in England gebauten vier Lokomotiven soll der kleineren und leistungsschwächeren Lok aus Berlin aber versagt geblieben sein. Zwar fanden Vorführfahrten auf einem Rundkurs in der Gießerei statt, zum Einsatz kam sie aber beim Empfänger, wenn überhaupt, nur kurzzeitig. Eine Quelle spricht von inkompatibler Spurweite, wahrscheinlicher ist aber die Angabe einer anderen Quelle, nach der die Schienen zu schwach für die schwere Lok waren und zerbrachen. Die Lok soll noch als stationäre Dampfmaschine bei einer Zinkhütte Verwendung gefunden haben.

Skizze der Lok von 1818 (Archiv Bergamt Bonn)

Schon kurz nach der Auslieferung der ersten Maschine wird eine zweite Lok gebaut. Sie war für das Saarland bestimmt und wurde 1817 fertigtgestellt, aber erst 1819 traf die Lok im Saarland ein. Dort konnte sie nach etlichen Ausbesserungen erst im Oktober 1821 die ersten Fahrten auf einem kurzen Probegleis bei Völklingen absolvieren. Die Strecke wurde aber nicht wie geplant bis zur Grube verlängert, da die Lok nicht die Erwartungen erfüllte. Bis 1834 stand die Maschine ungenutzt neben dem Amtshaus in Geislautern und da sich kein Käufer fand, wurde sie verschrottet.

Die gelieferten Lokomotiven:

Nr.Bj.BauartTypSpurweitegeliefertEmpfänger/Verbleib
118151z1Zahnradlokca. 940mm
09.07.1816
Vorführung in der Staatlichen Eisengießerei Berlin (bis zum 19.07.1816) /23.10.1816 Königsgrube - Königshütte in Oberschlesien (nicht iD, verkauft als stationäre Pumpenanlage)
218171z1Zahnradlok 
04.02.1819
Saargrubenverwaltung, für Friederiken-Schienenweg Louisenthal, Grube Bauernwald bei Völklingen (1834 a vh, ++)

Quellen




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© Jens Merte